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na_omis Blog

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Wo ist Gott?

Wo ist Gott? - Gedanken,Betrachtung Auf der Suche nach Gott
betrete ich ein üppiges Gotteshaus und frage den Mann in wallendem Kleid, wo Gott denn sei.
Er zeigt ehrfürchtig auf ein Stück Esspapier in einem funkelnden Gefäß und auf einen eben solchen Kelch irgendwo am Rade des Gebäudes.
Gott sehe ich da nicht. Traurig gehe ich weiter.

Als Nächstes betrete ich einen modernen, großen Raum. Den wie ein Geschäftsmann gekleideten Herrn vorne Frage ich: " Wo ist Gott?"
Er hält mir ein unglaublich dickes, altes Buch vor die Nase, mit uralten Geschichten und einer kaum verständlichen Sprache.
Gott höre ich da nicht. Traurig gehe ich weiter.

In einer schlichten Kirche frage ich den Mann in einem langen Überwurf über der Straßenkleidung, wo hier Gott zu finden sei.
Er erklärt mir, dass Gott irgendwo daoben und in den guten Taten wäre.
Ich fühle Gott nicht. Traurig gehe ich weiter.

In einer kleineren Gemeinschaft spreche ich den Wortführer in Alltagskleidung an: " Wo ist Gott?"
Wortreich und eindringlich erklärt er mir, dass Gott in bestimmten Verhaltensregeln und nur dieser Gemeinde wirklich zu finden sei.
Es gruselt mich. Traurig gehe ich weiter.

In einem Wohnzimmer frage ich in die Runde: " Wo ist Gott?".
Sie sagen "In der Stille, Gebet, Meditation".
Ich kann Gott nicht greifen. Traurig gehe ich weiter.

Mitten auf der Einkaufstraße frage ich in das Nichts meiner traurigen Gedanken: " Gott, wo bist Du?".
Es durchfährt wie ein gewaltig warmer Schauer, dröhnt zart in Herz und Ohr, lässt unbändige Freude spüren und Seine Gegenwart sehen wie das Spiel eines Kaleidoskops.
"Ich bin da."

Ich schaue mich um. Da ist der Alltag, mit den Drogensüchtigen in der Ecke,
den Armen Kindern in zu kurzen Hosen, die von der Tafel Essen holen,
da sind die nur auf Selfies und sich selbst Fokussierten,
die Frau, die ihre blauen Flecken mit Kleidung und Schminke zu verbergen sucht,
der Mann, der bewusst grade geht, obwohl er in Tränen ausbrechen möchte,
da ist die Oma, die sich mühsam über das Kopfsteinpflaster zum Arzt quält und niemanden hat, der sie begleiten würde,
die scheinbar selbstbewusste Business-Frau, die von klein auf lernen musste, Niemandem zu vertrauen,
der erfolgreiche Anwalt, der wegen nächtlicher Panikattacken seit Jahren nach Hilfe sucht,
da sind auch die, die ich nach Gott gefragt hatte und alle, die ihren Worten folgen.

Ich gehe zurück in die Kathedrale, Dorfkirche, Gemeindesaal, Hausgemeinde. Mitten hinein in ihre Gottesdienste, die Eingangstür weit offen lassend.

"Jetzt weiß ich, wo Gott ist."
Erwartungsfroh, lächeln sie mich an.
Ich drehe mich weg von den heiligen Gegenständen, den heiligen Worten, den heiligen Regeln, den heiligen Taten, hin zu den Gemeindegliedern, zu der offenen Eingangstür mit all den Ausländern, Jugendlichen, wenig oder hoch Gebildeten...zu den ganzen Menschen, der Sonne, den Farben, den Pflanzen und Tieren.
"Da."
Gott ist da. So sagt ER.
Der Rest kann hilfreiches Werkzeug sein.


Verfasst: 03.04.2022, 20:00 Uhr
Editiert: 06.04.2022, 21:59 Uhr

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