6 Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue; (2. Mose 34:6, Schlachter)
30 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin!
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32 Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat! (Eph 4:32, Elb)
12 So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; (Kol 3:12, Schlachter)
22 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. (Gal 5:22, Schlachter)
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Wahrnehmung
Für mich ist Zärtlichkeit nicht nur Güte Sanftmut und Barmherzigkeit. Erst durch die Wiedergeburt im Heiligen Geist kommt es zur vollen Ausreifung und Tiefe mit ungeahnter Tragkraft und Stärke - die ich vorher eher nur als eine Art Gutsein betrachtet hätte.
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Zärtlichkeit
Zärtlichkeit ist eine Form der Wahrnehmung. Viele haben für Zärtlichkeit keinen Sinn, weil sie ihre Wahrnehmung nicht geschult haben. Sie haben nicht sehen und spüren gelernt. Sie können hauptsächlich nur durch Großes, Wichtiges betroffen werden. Das Kleine, Unwichtige Zarte entgeht ihnen einfach, oder es rührt sie nicht in der Tiefe an.
Wahrnehmung ist für mich der Beginn des In-Beziehung-Tretens und von daher ein Akt der Liebe – weil Liebe Beziehung-Aufnehmen ist. Darum ist Zärtlichkeit der konkrete Ausdruck der Liebe oder der Zuwendung. Zärtlichkeit ist konkretisierte Liebe. Nur der Liebende kann wirklich zärtlich sein – und er wird es sein.
Weil Zärtlichkeit ein Ausdruck der Liebe ist, fällt sie unter die Aussagen, die die Liebe betreffen. So kann Zärtlichkeit nicht fordern oder manipulieren. Zärtlichkeit erwartet nicht etwas zurück. Sie ist eine Gabe, ein Geschenk an den anderen. Sie ist machtlos, und ihre Stärke liegt in der Haltung der Zuwendung des Zärtlichen selbst.
Sie wirbt und setzt nicht unter Druck.
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Zärtlichkeit der Seele
Für viele ist Zärtlichkeit nur ein körperlicher Ausdruck. Sie wissen nicht, daß sie auch mit ihrer Seele Zärtlichkeit ausdrücken können. Die seelische Zärtlichkeit passiert im Bereich des Gefühls. So ist es zum Beispiel möglich, uns gegenseitig ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und des Angenommenseins zu vermitteln und damit zärtlich zu sein. Ich kann einem Menschen das Empfinden geben: Hier bist du zu Hause, hier bist du so, wie du bist, richtig angenommen.
Es gibt natürlich viele Bereiche, in denen das Körperliche und das Seelische ineinander übergehen. Durch eine körperliche Zuwendung erleben wir Schwingungen in unserer Seele. Das gibt dem Körperlichen eine zusätzliche Tiefe. Es bleibt nicht nur ein Hautkontakt, sondern es wird zu einem Seelenkontakt.
Leider kennen viele im Bereich des Seelischen nur eine sehr begrenzte Anzahl von Gefühlen. Das bewußte seelische Erleben ist bei vielen stark reduziert. Sie kennen Gefühle der Langeweile, des Ärgers, der Frustration und der Liebe, und oft dann auch nur in ihren sehr einfachen Formen. Liebe existiert oft nur als Verliebtsein und Ärger, nur als Ungehaltensein. (Die Gefühle werden in der Persönlichkeitsreifung des einzelnen nicht wirksam eingesetzt). Das Gefühlsvokabular im Empfinden und auch im Ausdruck des Empfindens ist bei vielen sehr begrenzt.
Zärtlichkeit kann auch hier entwickelt werden und drückt sich dann in einer differenzierteren Empfindungsfähigkeit aus. Wir werden „neue“ Gefühle entdecken und feststellen, daß wir mehr fühlen können (und es auch tun), als wir dachten.
Besondere Instrumente der seelischen Zärtlichkeit sind die Augen und die Stimme. Wenn wir wirklich in unserer Stimme und unseren Augen sind, können wir einander in der Tiefe begegnen. Die Stimme in ihrer Modulationsfähigkeit kann einladen oder abstoßen, lieben oder zerstören. Wir sagen, daß „Blicke töten können“ , und erleben es auch. Blicke können aber auch ins Leben rufen – wie kaum etwas anderes in der menschlichen Kommunikation. Die Augen sind nicht nur etwas Physiologisches, sondern Ausdruck der Seele.
Seelische Zärtlichkeit wird auch Erotik genannt. Es ist bezeichnend, daß wir in unserer Zeit das Wort umfunktioniert und daraus etwas Sexuelles gemacht haben. Damit ist uns etwas sehr Wichtiges verlorengegangen. Liebe ist für viele Sex, nur Sex. Der Verlust des seelischen Rahmens, der zusätzlichen Dimension, die den Menschen ganzheitlich anspricht, ist eine große Verarmung. Um totaler zueinander zu finden, müssen wir wieder den Bereich der seelischen Zärtlichkeit entdecken.
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(Ulrich Schaffer)
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