8 Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, / der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott. (Ps 62:8, Luther)
14 Heile du mich, HERR, so werde ich heil! Hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm! (Jer 17:14, Schlachter)
1 Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?(Ps 27:1, Schlachter)
Ein gehorsamer Wille
Was ist Heil? Nichts anderes, als von sich selbst weg und zu Gott hin gerettet zu werden. Erlösung hat zwei Seiten: ein „Trennen von“ und ein „Vereinen mit“. Getrennt wird vom Ich; vereint wird mit Gott. Alles, was nicht die Befreiung vom Ich und das Einswerden mit Gott zum Ziel hat, ist keine echte Errettung. Was nicht den Menschen vom Selbst befreit und mit Gott verbindet, ist nur Eitelkeit. Ein wahrhaft geistgewirkter Anfang umfaßt die Loslösung von einem natürlich-seelischen Leben und den Eintritt in ein göttliches Leben. Alles, was dem Geschöpf eigen ist, muß abgelegt werden, damit das Geschöpf sich der Dinge erfreuen kann, die einzig und allein im Schöpfer sind. Der Erschaffene muß schwinden, damit sich wahres Heil auswirken kann.
Wahre Größe liegt nicht darin, daß wir viel besitzen, sondern daß wir viel aufgegeben haben. Echtes Leben kann sich nur im Ablegen des Ichs zeigen. Wenn das Geschöpf sein Wesen, sein Leben und sein Treiben nicht verleugnet, hat das Leben aus Gott keine Möglichkeit, sich auszuwirken. Unser Ich ist oft der Feind des göttlichen Lebens. Unser geistliches Leben wird ernstlich gehemmt, wenn wir unser Selbst nicht aufgeben wollen.
Was ist das Ich? Es ist sehr schwer zu erklären; wir könne es nicht genau beschreiben. Sagen wir aber, das „Ich“ ist der „eigene Wille“, treffen wir die Sache ziemlich genau. Das Wesen des Menschen liegt in seinem Willen, weil er das ausdrückt, was der Mensch eigentlich ist, was er will und wozu er bereit ist. Bevor nicht die Gnade Gottes ihr Werk im Menschen getan hat, ist alles im Menschen – er sei sein verlorener Sünder oder ein geretteter Sünder – grundsätzlich gegen Gott gerichtet, weil der Mensch dem Natürlichen verhaftet ist, das im krassen Widerspruch zum Leben aus Gott steht.
Das Heil soll also den Menschen von seinem geschaffenen, natürlichen, seelischen und fleischlichen Willen befreien. Wir wollen das noch vertiefen: Neben der Tatsache, daß Gott uns neues Leben gibt, ist die Umkehr unseres Willens zu Ihm das größte Werk der Errettung. Wir können sogar sagen, daß Gott uns das neue Leben schenkt, damit wir unseren Willen ihm unterstellen. Das Evangelium will es möglich machen, daß menschlicher und göttlicher Wille sich vereinen. Was nicht dazu führt, verfehlt das Ziel.
Gott richtet seinen Pfeil des Heils nicht so sehr auf unser Gefühl oder unseren Verstand, sondern auf unseren Willen. Wenn nämlich der Wille gerettet ist, wird alles andere miteinbezogen. Manch einer ist vielleicht bis zu einem gewissen Grad mit Gott der Gesinnung nach eins; in vielen Dingen mag er auch Gott gefühlsmäßig zustimmen. Aber die folgenschwerste und engste Verbindung ist das Einswerden seines Willens mit dem göttlichen Willen. Diese Übereinstimmung umschließt alle anderen Vereinigungen zwischen Gott und dem Menschen. Was nicht die Willensvereinigung erreicht, ist unzulänglich. Weil unser ganzes Wesen sich nach unserem Willen richtet, ist der Wille der Bereich des Menschen, der den größten Einfluß ausübt. Selbst ein so edles Organ wie der Geist muß sich dem Willen unterordnen. Der Geist kennzeichnet nicht den ganzen Menschen, denn er ist bloß das Organ, das den Kontakt mit Gott herstellt. Auch der Leib kann nicht den ganzen Menschen repräsentieren. Er ist ja nur der Teil des Menschen, der die Verbindung zur Welt knüpft. Aber der Wille umschließt die wahre Haltung, die Absicht und den Zustand des Menschen. Er ist der Mechanismus in ihm, der ihm selbst am ehesten entspricht. Wenn also der Wille nicht mit Gott eins ist, sind alle anderen Verbindungen bedeutungslos. Wenn aber der herrschende Wille des Menschen völlig mit Gott vereint wird, ist der Mensch freiwillig und völlig Gott unterstellt.
Unsere Vereinigung mit dem Herrn erfolgt in zwei Schritten:
Es sind dies eine Vereinigung des Lebens
und ein Einswerden des Willens.
Wenn wir wiedergeboren werden und sein Leben empfangen, werden wir mit ihm vereinigt im Leben. Wie Gott durch seinen Geist lebt, werden wir von nun an auch durch den Heiligen Geist leben. Das ist das Band des Lebens. Das heißt: Wir haben Leben aus Gott. Es ist dies eine innere Vereinigung. Aber was dieses Leben zum Ausdruck bringt, ist er Wille.
Also muß es zu einer äußeren Vereinigung kommen, einer Vereinigung des Willens. Mit dem Herrn im Willen vereint zu sein, bedeutet: Wir sind eines Willens mit ihm. Diese zwei Vereinigungen stehen in Beziehung zueinander, keine ist von der anderen unabhängig. Die Einheit des neuen Lebens ist spontan, denn dieses neue Leben ist das Leben Gottes. Aber die Einheit des Willens ist nicht spontan und daher nicht so einfach, weil der Wille unser Ich ist.
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(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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