In diesem Blogeintrag möchte ich mal meine Position zum postmortalen Bewusstsein erörtern und aufzeigen, warum ich moderne theologische Lehren wie den Thnetopsychismus entschieden ablehne und durch die Blume als Irrlehre kennzeichnen würde. - Mir ist bewusst, dass die Befürworter des Thnetopsychismus gleiches mir anlasten und so bleibt es am Ende wie so oft, ein jeweiliger Perspektivblick im Rahmen des Interpretationspluralismus.
Worum geht es genau? Zunächst einmal um eine Diskussion, die ihre Wurzeln in der philosophischen Theologie hat. Es geht um den Streit zwischen konservativen und liberalen Christen zu der theologischen Frage und Lehre, ob die Seele nach dem Tod ein Bewusstsein hat oder nicht.
Wie man unschwer erkennen kann, ergibt sich diese Fragestellung aus einer grundlegenderen Frage: nämlich, ob Lebewesen – insbesondere wir Menschen – eine unsterbliche Seele besitzen und ob diese Seele eine präexistente (voraus existierende) Seele ist. Zudem stellt sich die Frage, ob diese Seele als Vitalseele oder Exkursionseele verstanden werden kann.
Um diese Fragen zu beantworten, kann man zum Beispiel auf historische Quellen und Lehren zurückgreifen, vor allem aber auf unsere Bibel. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Bibel sich häufig nicht eindeutig ausdrückt. Die Antworten können sowohl so, als auch so verstanden und interpretiert werden. Es gibt Verse, die für eine bestimmte Sichtweise sprechen, und andere, die dagegen sprechen – jeweils aus unterschiedlichen Betrachtungs- und Standpunkten heraus. Daher kommt man kaum umhin, tiefer in die Bibel abzutauchen, um herauszufinden, welche Position wahrscheinlicher ist.
Für mich persönlich konnte ich anhand der Bibel eine klare Antwort auf diese Frage finden. Dabei habe ich nicht nur eine eindeutige Meinung entwickelt, sondern auch einen festen Glauben. Für mich ist es absolut klar und überzeugend, dass die Seele in uns sowohl präexistent als auch unsterblich ist und nach dem Tod mit einem Seelenbewusstsein weiterexistiert und aktiv bleibt.
Und nein, das hat absolut nichts mit Platonismus / Neoplatonismus zu tun, wie oft fälschlicherweise von liberalen Christen behauptet wird. Es basiert tatsächlich auf der Bibel. Da der Umfang dieses Themas jedoch zu groß wäre, verzichte ich in diesem Blogeintrag darauf, die Präexistenz der Seele und die Unsterblichkeit der Seele biblisch zu belegen. Diese Themen werde ich in einem späteren Beitrag dann behandeln.
Hier möchte ich mich vielmehr auf das postmortale Bewusstsein der Seele konzentrieren und anhand entsprechender Bibelverse belegen, dass die Seele auch nach dem Tod weiterhin bewusst in einem Seelenbewusstsein ist.
Ich möchte mit dem biblischen Nachweis für die Drei-Zustandslehre beginnen, die besagt, dass Lebewesen aus drei unterschiedlichen Zuständen bestehen: Körper, Geist und Seele. Diese drei Elemente sind miteinander verschmolzen und wirken gemeinsam. Einen Beleg für die Drei-Zustandslehre findet man beispielsweise in 1. Thessalonicher 5,23.
1.Thessalonicher 5,23 Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Nun behaupten Vertreter des Thnetopsychismus sowie Anhänger des Annihilationismus, wie beispielsweise die STA oder die ZJ, dass der Mensch weder eine präexistente noch eine unsterbliche Seele besitzt und somit nach dem Tod kein Bewusstsein haben kann. Das Wort Gottes in der Bibel sagt jedoch etwas anderes.
Jesaja 14,9-10 Das Totenreich drunten bebte dir und deiner Ankunft entgegen. Deinetwegen weckte es die Totengeister auf, alle Anführer der Erde; von ihren Thronen ließ es aufstehen alle Könige der Nationen. Sie alle antworten und sagen zu dir: Auch du bist kraftlos geworden wie wir, uns bist du gleich geworden.
Worum geht es in diesem Jesaja Vers? Die Seelen der Verstorbenen empfangen im Totenreich den gefallenen König von Babel und sprechen mit ihm.
Wenn eine Seele nicht unsterblich ist und nach dem Tod kein Bewusstsein besitzt, wie kann sie dann Wahrnehmungen haben oder sogar interagieren? Dieser Vers deutet eindeutig darauf hin, dass die Seelen der Verstorbenen aktiv sind. Stichwort: "Seelenbewusstsein".
Liberale Christen, die die Bibel nicht wortwörtlich nehmen, interpretieren solche Stellen oft als metaphorisch oder sehen sie als Ausnahmefälle. Interessant ist außerdem, dass die Kritik häufig von Vertretern der Allversöhnungslehre und Apokatastasis kommt.
Hiob 14,20-22 Du bezwingst ihn für immer, so geht er dahin, du entstellst sein Gesicht und schickst ihn fort. Sind seine Kinder in Ehren, er weiß es nicht; sind sie verachtet, er merkt es nicht. Sein Leib fühlt nur die eigenen Schmerzen, seine Seele trauert nur um sich selbst.
Hiob klagt, dass die Toten nichts von den Lebenden wissen, sondern nur ihren eigenen Schmerz fühlen. Dies deutet eindeutig auf eine unsterbliche Seele und auf ein Bewusstsein nach dem Tod hin. Interessant an diesem Vers ist auch, das die unsterbliche Seele getrennt von der Welt der Lebenden ist und folglich keine Kenntnis über die Handlungen der Lebenden haben. Dies beantwortet die Frage, ob die Seelen der Verstorbenen uns beobachten.
Hebräer 12,1 Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die Sünde abwerfen, die uns so leicht umstrickt. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt ...
Der Hebräerbrief bezeugt indirekt die Existenz einer unsterblichen Seele mit einem postmortalen Bewusstsein. Theologisch herrscht Einigkeit darüber, dass die Wolke stets für das Göttliche und das Geistige steht. In diesem Zusammenhang symbolisiert sie die unsterblichen Seelen der Zeugen sowie das Glaubenszeugnis der vorangegangenen Generationen, wie im Hebräerbrief Kapitel 11 beschrieben wird.
Wäre die Seele nicht unsterblich und würde sie nach dem Tod nicht bewusst weiterleben, wie könnte sie dann Zeugnis ablegen? Ohne eine lebendige Existenz gibt es keine Wahrnehmung, und ohne Wahrnehmung kein Zeugnis!
Offenbarung 6,9-11 Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme und sagten: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit ruhen, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch getötet werden müssten wie sie.
Auch die Offenbarung liefert meiner Meinung nach interessante Hinweise. In diesem Vers geht es um die unsterblichen Seelen der zuvor verstorbenen Märtyrer. Man erkennt deutlich, dass sie sich an ihre Leiden erinnern und ein Verständnis von Gerechtigkeit besitzen. Sie fordern nachdrücklich Gerechtigkeit ein. All dies ist nur möglich, wenn die Seele nach dem Tod weiterlebt und über ein aktives Bewusstsein verfügt.
Weisheit 3,1-3 Die Seelen der Gerechten aber sind in Gottes Hand und keine Folter kann sie berühren. In den Augen der Toren schienen sie gestorben, ihr Heimgang galt als Unglück, ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden. In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.
Die Weisheiten bezeugen ebenfalls, dass die unsterblichen Seelen nach dem Tod ein Bewusstsein besitzen. Denn ohne ein aktives Seelenbewusstsein kann man weder wahrnehmen, ob man sich in Frieden fühlt, noch ob man Gott nahe ist. Etwas, das nicht existiert, kann nichts wahrnehmen oder spüren. All die bisher genannten Verse verdeutlichen dies eindeutig und unmissverständlich!
Vielleicht könnte man noch die Verse aus 2. Makkabäer 12,39–45 anführen, die eindeutig belegen, dass die Seelen der Verstorbenen aktiv sind und wir durch Fürbitte begrenzt Einfluss auf sie nehmen können. Man darf nicht vergessen, dass die Bücher Makkabäer vor der Reformation fest zum Kanon gehörten, bis Luther sie fälschlicherweise als apokryph diffamierte.
Limitiert man sich nicht selbst und ist theologisch etwas bewandert, insbesondere in der philosophischen Theologie, lohnt sich auch ein Blick in den äthiopisch-orthodoxen Kanon. Dort findet man unter anderem das Buch Henoch, das interessante Informationen über die Seele enthält, sowie das enthaltene Testament Abrahams, das sich als erweiterte oder ergänzende Literatur lohnt.
TestAbr 8,12-13 Der Mann, der zwischen ihnen sitzt, ist Adam, der erste Mann, den einst der Herr geschaffen. Er setzte ihn an diesen Platz, damit er jede Seele beim Austritt aus dem Körper schaue: von ihm ja stammen alle ab.
Aber zurück zum vertrauten Kanon. Hier lohnt es sich in dem Kontext bei
1.Samuel 28,3-19 rein zu schauen. In diesen Versen geht es um Saul, der eine Frau (eine Nekromantin) in Endor aufsucht, die die Kunst der Totenkommunikation beherrscht und über Kanäle Kontakt zu den Seelen aus der Totenwelt (Scheol) aufnehmen kann. So wünschte sich Saul ein Gespräch mit Samuel, was im Anschluss auch geschah.
Hier zeigt uns die Schrift unmissverständlich, dass die unsterblichen Seelen der Verstorbenen im Totenreich ein Seelenbewusstsein haben. Eine Kommunikation wäre sonst nicht möglich.
Man könnte sicherlich so weiter machen, da wenn die Bibel das Thema Seele behandelt, stets Hinweise gibt, das die Seele unsterblich ist und nach dem Tod aktiv und mit Bewusstsein bleibt. Aber einen biblischen Abschnitt möchte ich noch nennen, der alle bisher genannten Verse noch mal bekräftigt. Nämlich kein geringeren als Lukas 16,19-31
Lukas 16,22-25 Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual.
Es geht hier um Lazarus und den Reichen, wobei deutlich wird, dass nicht nur eine bewusste Wahrnehmung und Reize wie Schmerz empfunden werden, sondern auch eine Kommunikation stattfindet. Beide befinden sich im Totenreich (Scheol), das, wie die Bibel uns verrät, im Inneren der Erde verborgen ist – an einem Ort, wo die alten Ruinen längst vergangener Zivilisationen vor der Sintflut liegen. Das in diesem Zusammenhang erwähnte Feuer kann als Fegefeuer interpretiert werden, wobei die in Vers 26 genannte Schlucht mit Abaddon gleichgesetzt werden könnte. Dieser Abschnitt verdeutlicht deutlich, dass die Seele, als unsterbliches Wesen, nach dem Tod weiterlebt und über ein Seelenbewusstsein verfügt.
Letztlich stellt sich die Frage: Wenn man tatsächlich an den Thnetopsychismus glaubt und eine unsterbliche Seele mit aktivem Bewusstsein ablehnt, was hat dann unser Herr Jesus im Totenreich getan? (Vgl.
1. Petrus 3,19 und
Epheser 4,9.) Demnach wäre das Totenreich leer oder nur mit schlafenden Seelen besetzt, und Jesus hätte schlafenden gepredigt und die frohe Botschaft verkündet. Doch Gottes Wort sagt das Gegenteil: Es deutet auf Seelen mit Bewusstsein hin. Wem sollte man also glauben – Gott oder modernen Theologen, die aus verschiedenen Gründen und Motiven von der ursprünglichen Lehre abweichen wollen?
Für mich reichen all diese Verse aus, um mich davon zu überzeugen, dass eine Seele nicht nur präexistent ist, sondern auch unsterblich besteht und ein aktives Seelenbewusstsein besitzt, das sich vom Körper getrennt im Totenreich bewegt. Aus geistiger Perspektive und im Hinblick auf das Empfinden erscheint eine nicht-unsterbliche Seele für mich einfach falsch.
Daher komme ich zu dem Schluss, dass es in dieser Diskussion letztlich nur darum geht, ob man der Bibel und Gottes Wort vertraut und sie wörtlich auslegt oder ob man Abstriche macht und seine Prioritäten auf veränderte Lehren oder andere Quellen setzt. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.
Wie immer gilt: Jeder soll an das glauben, wovon er überzeugt ist. Es war auf jeden Fall interessant, sich noch einmal tiefer mit diesem Thema zu beschäftigen.
Lieben Gruß und Gottes Segen
Verfasst: 25.07.2025, 21:57 Uhr