In diesem Blogbeitrag möchte ich meine damaligen Erfahrungen mit den Siebenten-Tags-Adventisten teilen.
Hin und wieder stößt man im Internet auf Diskussionen darüber, ob die STA eher eine bedenkliche oder unbedenkliche Glaubensgemeinschaft sind. Dabei herrscht manchmal Uneinigkeit, und es wird häufig mehr hinein interpretiert, als tatsächlich der Fall ist. Ich möchte hier meine persönliche Sichtweise auf das Thema schildern.
Wie bin ich damals zu den Siebenten-Tags-Adventisten gekommen? Ganz zufällig! Es war Mitte der 2000er Jahre, zu einer Zeit, in der ich noch wenig Kontakt zu Gemeinden hatte und mein Glaube ebenfalls noch am Anfang stand. Zu diesem Zeitpunkt besuchte ich gelegentlich meine Heimatgemeinde in der römisch-katholischen Kirche, die glücklicherweise auch in der Nähe meiner damaligen Wohnung lag.
Wie es so ist, wenn man noch ziemlich am Anfang steht, dann interessiert man sich für alles Mögliche, was mit Glauben und Religion zu tun hat und saugt wie ein nasser Schwamm erst einmal alles auf, was einen begegnet und so war es dann auch. Warum, kann ich heute nicht mehr genau sagen, doch eines Tages blieb ich bei einem Vortrag von John Osborne hängen. Woher die Videokassette kam, kann ich kaum sagen; ich vermute, sie war in einer alten Trödelmarkt-Kiste enthalten. Irgendwie fand ich John Osborne und seine Vorträge authentisch, was vermutlich der Grund war, warum sie mich so fesselten.
Später kam ich dann mit den Vorträgen von Prof. Walter Julius Veith in Berührung, die mich total begeisterten. Er ist ein wirklich begnadeter Referent, der sich auch mit Themen beschäftigt, die sonst kaum jemand anspricht. Auch die Online-Auftritte von Olaf Schröer sind mir nicht entgangen. Interessanterweise gehörten alle drei – Osborne, Veith und Schröer, den Siebenten-Tags-Adventisten an und bewarben ihre Glaubensgemeinschaft auch. Es waren letztlich genau diese Persönlichkeiten, die mich dazu veranlassten, eine nahegelegene Gemeinde der STA aufzusuchen und dort erste Erfahrungen zu sammeln.
Willkommen bei den STA ... Erste Erkenntnis, der längere Fahrtweg von gut 20 Minuten, die man merkte. Zweite Erkenntnis "Samstag" Gottesdienst und ja, das fühlte sich tatsächlich auch richtiger an, da der Samstag nach wie vor der siebte Tag der Woche ist und man an diesem Tag eigentlich auch ruhen sollte.
Die Gemeinde, die ich besuchte, lag im Berliner Norden an einem hübschen See gelegen und sah von außen eher unscheinbar aus. Da ich zu diesem Zeitpunkt nur die prachtvollen katholischen Kirchen kannte, wirkte dieses Gebäude, das einem Vereinshaus glich, eher merkwürdig, was größtenteils auch an der Atmosphäre lag, kein Kirchengebäude, kein Weihrauch, keine Heiligenbilder usw. Es war alles sehr schlicht gehalten. Aber dafür wesentlich besser besucht als so manch katholische Kirche.
Ich kann nichts anderes sagen, ich wurde wirklich herzlich willkommen geheißen und ich hatte bereits schon vor dem Gottesdienst den Eindruck, das man hier viel offener und herzlicher miteinander umgeht und diese Anonymität, so wie ich sie aus dem katholischen Gottesdienst kannte, hier nicht vorzufinden war, was definitiv ein Pluspunkt für mich war.
Der Gottesdienst selbst war meiner Beurteilung nach gut aufgebaut und ich war auch erfreut, dass weniger Zeit für den Lobpreis drauf ging und dafür mehr in die Bibellesung und Predigt investiert wurde. Was mich richtig überraschte und erfreute, war das gemütliche Beisammensein nach dem Gottesdienst in einem Nebenraum, wo es noch freie Bibel Gespräche gab. Allerdings war der Umgang mit der "Hoffnung für Alle" etwas befremdlich, wenn man sonst nur die Einheitsübersetzung gewöhnt war und favorisiert.
Eigentlich fühlte ich mich hier wohl, doch je mehr ich mich mit der Theologie der Siebenten-Tags-Adventisten beschäftigte, desto stärker wuchsen meine Zweifel. Es war nicht ihr Hauptthema und das Feiern des siebenten Tags, das mich störte – da stehe ich bis heute voll dahinter. Auch die Verbindung von Vegetarismus und einem gesunden Lebensstil mit dem Glauben sehe ich nicht problematisch und halte es biblisch für vertretbar und sogar vernünftig.
Doch es gab meiner Meinung nach zu große Irrlehren oder zumindest Fehlinterpretationen, die beispielsweise eine präexistente und unsterbliche Seele vehement ablehnen und diese Ablehnung mit Versen begründen, die meiner Ansicht nach einfach nicht stabil genug sind. Das Schlimme ist, dass sie alle Verse, die eine präexistente und unsterbliche Seele beschreiben, entweder ignorieren, umdeuten oder sogar ablehnen.
Ihr Argument, das die Lehre der Präexistenz und Unsterblichkeit eine rein platonische Lehre sei, zeigt zudem, dass Ihnen eine tiefere theologische und religionshistorische Kenntnis fehlt. Diese Aussage ist historisch schlichtweg nicht korrekt und stellt vielmehr eine vereinfachende Generalisierung dar, die einer eingehenden theologischen Betrachtung nicht standhält. Es gibt kein Zweifel daran, dass die Seele präexistent und unsterblich ist. Was aus Gott kommt, ist immer und ewig!
Für mich war das ein ausreichender Grund, diese Position als irrlehrehaft und nicht bibelkonform zu betrachten. Ich konnte das einfach nicht mit einer solchen Sicht und meinem Glauben vereinbaren. Daher habe ich mich schließlich wieder von den Siebenten-Tags-Adventisten getrennt, da die Glaubensdifferenzen einfach zu groß waren.
Natürlich ist man nicht im Streit auseinandergegangen und ich kann trotz allem einfach nur sagen, dass die STA-Gemeinde selbst echt super war und ich kein schlechtes Wort an ihr finde. Im Gegenteil, auch aus heutiger Perspektive, wo ich einige Denomination kenne und ich retrospektiv zurückblicke, sind die STA eines der herzlichsten Gemeinden gewesen, die ich je besucht habe.
Es waren am Ende nur die zu großen Glaubensdifferenzen, die es bei den Siebenten-Tags-Baptisten dann halt nicht in so verhärteter Form gibt. - Bevor ich aber erst sehr viel später bei den Baptisten gelandet bin, stolperte ich erst mal in die Esoterik Falle, was aber ein anderes Thema ist.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die Siebenten-Tags-Adventisten (STA) als unbedenklich halte, allerdings sehe ich sie als eine Denomination mit einigen Sonderlehren, die im Widerspruch zur Bibel stehen. Dazu zählen beispielsweise die Thematik um Ellen G. White, die Ablehnung einer präexistenten und unsterblichen Seele, die Lehre von der baldigen Wiederkunft Christi sowie der Lehre vom Annihilationismus usw. Zudem wird die Bibeltreue bei den STA ziemlich eigenwillig interpretiert: So wird kein großer Wert darauf gelegt, das Frauen ihr Haupt bedecken, während man sich gleichzeitig an die Speisegebote hält und auf Schweinefleisch, Tabak und Alkohol usw. verzichtet. Besonders zu schätzen ist, dass sie den Samstag als den siebenten Tag feiern.
Für mich sind die Adventisten trotz ihrer unterschiedlichen Positionen definitiv Glaubensgeschwister, mit denen man sich lange und tiefgehend theologisch austauschen kann.
Wer von den speziellen Lehren der STA überzeugt ist und diese mit seinem Glauben vereinbaren kann, wird sich bei ihnen gut aufgehoben fühlen und eine Gemeinschaft finden, in der man sich verbunden und zuhause fühlt.
Lieben Gruß und Gottes Segen
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