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Marco-1977s Blog

Marco-1977
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Marco-1977
48 Jahre
13439 Berlin

Ich und mein damals innerer Konflikt mit Paulus …

Ich und mein damals innerer Konflikt mit Paulus … - glaube,paulus,originalität,zweifel Oh je, wo fange ich bloß an? Vielleicht mit einem Aufhänger wie: „Wie aus Hass, Sanftmut wurde?“ oder „Wie aus theologischer Erkenntnis Sanftmut wurde?“ oder vielleicht ganz neutral „Über die Ambivalenz des Paulus!“ …

Ich denke, man würde so einige passende Überschriften finden, die meinen Konflikt mit Paulus beschreiben würden. Es gibt aus christlicher Perspektive wohl niemanden, der mir mehr aufstößt als Paulus und niemanden, der mich emotional mehr aufgewühlt hat als dieser Paulus. Aber ich stehe mit meinem Problem und Kritik definitiv nicht alleine da und es gibt gefühlt keine andere Persönlichkeit im Christentum, die auf eine ganz bestimmte polarisierende Weise die Gemüter zum kochen bringt und spaltet. Von der ersten Stunde seines Wirkens, bis heute!

So möchte ich in diesem Blogbeitrag eine bewegende Episode teilen, die ich als Christ durchlebt habe. Die mit tiefster Verachtung auf Paulus begann und dann dank eines Bruders, der mich zur Besinnung brachte und durch theologische Erkenntnis in Sanftmut endete. Vielleicht gelingt es mir all jene die aktuell noch einen Groll und Konflikt auf Paulus haben zum Nachdenken anzuregen, denn einiges das zum Konflikt führt, basiert auf Missverständnisse und auch Übersetzungsfehler.

Eines möchte ich vorweg sagen: Mir ist bewusst, dass dieses Thema sehr sensibel ist, zweifellos kontrovers und polarisierend wirken kann. Meiner Meinung nach ist es jedoch wichtig zu zeigen, dass man auch als Christ, gerade in der Anfangszeit, in der man noch neu im Glauben ist und Verführungen lauern, sich schnell auf einen falschen Weg begeben kann. Es ist daher meiner Ansicht nach gut, ehrlich mit sich selbst zu sein und sich eingestehen, wenn man sich falsch verhalten hat oder auf die falschen Geister gehört hat.

Die Vorgeschichte:

Als ich damals noch neu im Glauben an unseren Herrn Jesus und im Christentum war, legte ich in meinem Glauben besonderen Wert auf Originalität und Authentizität. Aufgrund ihrer Historie war mir die katholische Kirche und ihre Interpretation des Glaubens zunächst äußerst suspekt. Ich zweifelte schon früh an ihrer Glaubwürdigkeit und betrachtete ihre Lehren als verfälscht.

Deshalb suchte ich nach einer Person oder einem Zeitpunkt, den ich dafür verantwortlich machen konnte. Durch Brüder und Schwestern, die damals in einer größeren Online-Community Beiträge veröffentlichten, stieß ich auf die bekannte „Paulus-Kritik“. Damit begann für mich eine beschämende Phase.

Es ging mir um die gesamte Person Paulus: Seine Rolle als Begründer des Christentums, seine befremdliche Vita und Geschichte, sein hochmütiges und respektloses Verhalten gegenüber Petrus, seine widersprüchliche Theologie, die weit entfernt von den Lehren Jesu ist, sowie die Tatsache, dass seine Briefe nie für eine Kanonisierung vorgesehen waren. Für mich war besonders schwerwiegend, dass er seine Lehre über die von Jesus stellte, vor allem in Fragen wie den jüdischen Festen, der Beschneidung und der Einhaltung des Sabbats usw.

Hinzu kam in der Anfangszeit der Kirchenväter der völlig überzogene Antisemitismus, der mich einfach wütend machte, sowie die Verfolgung von Brüdern und Schwestern mit anderer Meinung.

All diese Erfahrungen ließen mein Herz verhärten. Ich entwickelte regelrechte Verachtung auf Paulus und sah mich gezwungen, die Lehren Jesu zu verteidigen. Ich verachtete Paulus und betrachtete ihn als Helfer des Antichristen, der die wahre Lehre verfälschte. Dabei erkannte ich nicht, dass ich im Geiste selbst ganz anders war, als Jesus es von uns erwartet.

Paulus enttäuschte mich schlichtweg und machte mich wütend. Wie konnte er nur Gesetz und Tradition verwerfen, er war es, der diese Irrlehre, dieses Gift in die Welt brachte … Das war mein Denken zu dieser Zeit. Einerseits wünschte ich mir Teil der echten jüdischen Urgemeinde zu sein um damit sicherzustellen, das ich an der Quelle der Wahrheit war und andererseits wollte ich Paulus und seine auf ihn aufbauende Kirchen Institution am liebsten brennen und fallen sehen.

Wer sich jetzt fragt, warum mich eine historische Person dermaßen wütend macht, dass ich mich regelrecht in eine Sache verrenne, dem sei gesagt: Es gibt bei mir verschiedene Gründe dafür. Das wichtigste und bis heute bestehende Anliegen ist, dass mir Originalität und Authentizität im Glauben extrem wichtig sind. Wenn man sich tiefer mit seinem Glauben beschäftigt und die historischen Fakten nicht außen vor lässt, stellt man sehr schnell fest, dass viele Briefe, die Paulus zugeschrieben werden, tatsächlich nicht von ihm stammen. Vielmehr stammen sie oft von Schülern und Anhängern der paulinischen Schule. Das erklärt auch, warum die Lehren Jesu und die Theologie Paulus’ so widersprüchlich sind.

Natürlich, jemand der blindes vertrauen in den Menschen hat und die Lehre ohne zu Hinterfragen annimmt, der hat logischerweise auch keine Kenntnis, von den Hintergründen. Für jemanden, dem Originalität und Authentizität besonders wichtig sind, ist das alles selbstverständlich nicht vereinbar. Das war für mich der Auslöser, mich auf einen Irrweg zu begeben.

Hass macht hässlich:

Nachdem die Wut durch ein Ventil in mir verpufft war und ich nach und nach zur Besinnung kam, wurde mir klar, dass dieser Groll gegen Paulus mich immer mehr vom Glauben entfernte, etwas, das ich definitiv nicht wollte. Deshalb beschloss ich, im Geiste von ihm Abstand zu nehmen und mich stattdessen intensiver mit der Theologie des Jakobus zu beschäftigen, die ich als authentischer empfand.

So entwickelte ich große Sympathie für die Urgemeinde, die Nazarener, sowie für die Ebioniten, Elkesaiten und die messianische Bewegung. Auch sah ich mich dem christlichen Philosemitismus verpflichtet. Die paulinische Theologie versuchte ich hingegen möglichst zu vermeiden, da sie für mich nicht authentisch wirkte. Auf diese Weise konnte ich meinen Glauben eine Zeit lang vertiefen und wichtige Erkenntnisse gewinnen, die meine Glaubenselemente festigten.

Ein wenig amüsant auch irgendwie, denn da wo Marcion, die Marcioniten, die Tora, das komplette Alte Testament aus dem Kanon nehmen wollten, wollten die treuen Jesus Anhänger und Nachfolger der Nazarener genau das Gegenteil und stützen sich auf Jakobus.

Einige Jahre später, die Erkenntnis und die Sanftmut:

Zu diesem Zeitpunkt war das Thema Paulus für mich abgeschlossen. Die Abneigung gegen ihn saß aber noch tief in mir. – Eines Tages kam es dann dazu, dass ein Bruder über die Ferne mich ansprach und all jene, die wie ich einen großen Konflikt mit der Theologie Paulus hatten. Es war ein Moment, wo der Heilige Geist sich wider ganz besonders zu erkennen zeigte und über den Bruder eindeutig mahnend verlauten ließ, dass es besser ist, nicht denn Knecht Gottes (Paulus) als Irrlehrer oder gar Helfer des Anti-Christen zu diffamieren. Es war mehr als nur eine mahnende Warnung, denn sie wirkte tief.

Doch es gab noch eine weitere Impulsgebung: Statt Paulus selbst zu verurteilen, sollte man vielmehr das Problem erkennen. Wenn man Schwierigkeiten mit seiner Theologie habe, sei es in Ordnung, diese offen anzusprechen, solange man dabei klar macht, dass man seine Gedanken nicht vollständig nachvollziehen kann. Es ging also darum, den Fokus auf die Theologie und nicht auf die Person Paulus zu legen.

Seit diesem Tag hat sich der Schleier vor meinen Augen gelöst. Durch diese erkenntnisreiche Erfahrung konnte ich meinen Groll abbauen. Seitdem betrachte ich Paulus wesentlich sanfter – vielleicht auch durch die historische Brille, die ihn als eine Figur zeigt, die von Ambivalenzen geprägt ist, wie sie bis heute nicht zu leugnen sind. Salopp gesagt, Paulus ist und bleibt der Inbegriff der Ambivalenz.

Es ist schwierig, Paulus’ Theologie vollständig zu verstehen, da es an zeitgenössischen Quellen fehlt. Das macht die Sache komplex und schwer nachvollziehbar. Es waren die damaligen Zeiten, die vorherrschenden Umstände, die Aufbruchstimmung, die politischen Machtverhältnisse sowie die Verfolgungen und Anfeindungen – eine turbulente Zeit. All diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, um seine Theologie zu verstehen.

Auch wenn Paulus nachweislich eigenwillig war und manchmal im Eigeninteresse handelte, muss man deutlich sagen: Ohne ihn wäre das Christentum heute nicht die weltweit größte Religion. Durch ihn haben wir Jesus kennengelernt. – Diese Erkenntnis macht mich sanfter im Umgang mit seinem Wirken und seiner Person.

Wo bin ich heute?

Nach weiteren Jahren bin ich nun an einem Punkt angekommen, an dem ich die Theologie des Paulus zwar tatsächlich toleriere, sie jedoch nicht vollständig akzeptieren kann. Das liegt vor allem daran, dass ich aus meiner theologischen Überzeugung und Gewissen heraus einfach nicht dazu in der Lage bin. Ich bin überzeugt, dass Paulus, wenn er es gewollt hätte, auch einen anderen Weg hätte finden können – einen Weg, der die jüdischen Traditionen wie Beschneidung, den Sabbat und die alten Feste nicht aufgeben musste, um die Heidenchristen anzusprechen. Diese radikale und eigenwillige Position halte ich für nicht notwendig, da es bereits genügend Heiden gab, die keinerlei Probleme mit dem Alten Bund und den Traditionen hatten. Historischen Schätzungen aus, gab es zu dieser Zeit gut 4000 Proselyten nicht jüdischer Abstammung, die in Paulus seinen Lehren eine Abkehr von dem sahen, was die Jünger die Jesus direkt kannten einst lehrten.

Man darf nie vergessen: Wir Christen haben uns beim Fundament des Judentums bedient, nicht umgekehrt. Jesus wollte keinen völlig neuen Glauben schaffen, sondern eine Reform dessen, was bereits bestand. Im Gegenteil: Im Evangelium des Matthäus macht Jesus unmissverständlich klar, dass kein einziges Detail des Gesetzes (Tora) aufgehoben werden darf. Bis Himmel und Erde vergehen, bleibt alles gültig.

Da ich Jesus hier grundsätzlich höher schätze als Paulus und durch Paulus‘ Theologie ein Widerspruch zu den Aussagen Jesu besteht, kann ich mit den Lehren des Paulus in meinem Gewissen nicht vollständig übereinstimmen. Für mich gilt weiterhin das, was in der Bibel von Jesus steht. Dennoch respektiere ich seine Positionen als berechtigt und akzeptiere sie als Teil der Diskussion.

Tatsächlich ist das mein Hauptkritikpunkt, also die Verwerfung der Tradition, Bünde, alten Feste und natürlich den Sabbat. Mit allem anderen gehe ich theologisch ja mit und halte es für authentisch.

Zwei Dinge haben mir am Ende geholfen Paulus zu tolerieren. Zu einem war es ein Gespräch, das Jesus mit Hananias in Damaskus führte. Apostelgeschichte 9,15-16.

Apostelgeschichte 9,15-16 Der Herr aber sprach zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mir ein auserwähltes Werkzeug : Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss.


Jesus bestätigt hier das dieser Mann nicht sein Jünger ist, sondern sein auserwähltes Werkzeug. Und das er wegen seines Namen, den er vor Völkern und Könige trägt, angefeindet wird und leiden muß. Jesus kannte seine forsche, hochmütige und engagierte Art und so ist anzunehmen, weshalb Jesus ihn das Leid spüren lassen ließ.

Apostelgeschichte 26,17 Ich will dich aus dem Volk und den Heiden aussondern, zu denen ich dich sende.


Dieser Vers ist sehr interessant, wo es heißt, „dich, aus dem Volk und den Heiden aussondern“. Aus etwas aussondern? Was bedeutet das?

Viele interpretieren es so, das Jesus hier Paulus direkt auffordert, als der Auserwählte die Heiden zu bekehren und zu Jesus zu führen. Das kann man tatsächlich so interpretieren, wenn man nicht den Gesamtkontext beachtet.

Was Jesus hier tut ist das, was wir heute in der Sozialpsychologie kennen. Es nennt sich umgekehrte Psychologie und ist eine Art psychologische Reaktanz / Effekt. – Die Absicht dahinter ist eine indirekte Beeinflussung: Statt direkt zu warnen oder zu leiten, wird ein negativer Kontrast erzeugt, der z.B. eine Gruppe motiviert, aus eigener Initiative heraus zu handeln und "stets" eine bessere Wahl zu treffen.

Beispiel: Es gibt zwei Personen. Die eine Person (Jesus) hat wissen über die andere, das diese sehr eigennützlich handelt und äußerst zwielichtig ist (Paulus). Trotzdem schickt er diese Person zu einer größeren Personengruppe. Er tut dies, das die Personengruppe selbst erkennen soll, das dieser Gesandte undurchsichtig ist und nur ein kleiner Teil der Wahrheit zu erkennen gibt, wie ein Köder oder eben Vorbote. Somit soll die Personengruppe aufgefordert werden, eine authentischere Person (authentische Lehre Jesu) zu suchen, die wahrhaftiger ist und bindet (vereint). Die Person selbst aber wird auf Ablehnung (Leid) stoßen, weil man seine Absicht durchschaute. (Werkzeug).

Man sollte sich fragen, warum Jesus nicht einfach präzise, klare und unmissverständliche Angaben gemacht hat. Warum sind seine Aussagen oft so ungenau und mehrdeutig? Vielleicht, weil er uns damit auffordert, selbst die Wahrheit in ihm zu erkennen und zu lernen, zwischen wahrer und falscher Lehre zu unterscheiden. Häufig lesen wir in der Bibel die Aufforderung: „Suche und finde die Wahrheit“ – eine Einladung, aktiv nach der Wahrheit zu suchen.

Durch sein Handeln hat Jesus zudem Paulus als Werkzeug auserwählt, um die Heiden mit ins Boot zu holen, wenn sie erkennen, was die wahre Lehre ist. Paulus’ Theologie ist dabei indirekt das Prüfobjekt selbst: Durch die Einbringung von Widersprüchen fordert er jeden dazu auf, die Wahrheit in Jesus zu suchen.

Matthäus 10,5 Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter …


Ein Widerspruch? Nicht zwangsläufig! Paulus wird benutzt und soll „ausgesondert“ werden, die Jünger werden „gesandt“. Vielleicht versteht man hier, warum die Theologie von unserem Herrn Jesus sich von der Paulus so stark unterscheidet. Vielleicht will Jesus uns über Paulus einfach nur prüfen, auf wessen Lehren wir vertrauen und festhalten. Hinweis: Bereits in der Urgemeinde wurde Paulus aufgrund seiner widersprüchlichen Lehre zu Jesus kritisiert und angezweifelt.

Stellen wir uns die Frage: Gibt es Unstimmigkeiten und Zweifel, auf wen sollten wir Christen mehr hören, auf Jesus oder auf Paulus? Stelle dir die Frage, durch welche Tür gehst du, durch die Tür Jesus oder durch die Paulus wenn du vor die Wahl gestellt wirst?

Biblisch wissen wir, das Gott, auch das Böse wirken läßt um uns zu prüfen (siehe Hiob). Ein Verführer, kehrt die gesunde Lehre um.

Jakobus 1,2-3 Nehmt es voll Freude auf, meine Brüder und Schwestern, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet! Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Geduld bewirkt.


Richtig, das bedeutet, dass es völlig sinnlos ist auf Paulus einen Groll zu haben, denn auf einen Schraubenzieher der nur dazu dient, Schrauben zu schrauben ist man auch nicht enttäuscht durch sein Prinzip, er ist lediglich Werkzeug, wie Jesus selbst sagte. Seine Theologie offensichtlich eine Prüfung an unserem Glauben. Jesus selbst hat diesen Paulus als Werkzeug auserwählt.

Eine weitere Erkenntnis:
Die zweite Erkenntnis war diejenige, mit der ich am wenigsten gerechnet hätte – eine, die man auch kaum herausfinden kann, wenn man sich mit philosophischer Theologie bisher nie beschäftigt hat. Es ärgert mich ein bisschen, dass ich diese Einsicht nicht schon früher gewonnen habe.

In der traditionellen Lehre heißt es ja stets: „allein“ aus Glauben, „allein“ aus Gnade. Wer auch nur andeutet, dass eventuell auch Werke oder das Gesetz eine Rolle spielen könnten, wird schnell als jemand abgestempelt, der die Gnade ablehnt – fast so, als wäre er gleich den Pharisäern.

Das große Problem dabei ist jedoch: Im griechischen Originaltext steht nirgends das Wort „allein“!

Das Wort „allein“ (griechisch: μόνον oder μόνος) kommt in diesem Zusammenhang nicht vor. Es ist eine eigenwillige Übersetzung, die wie so oft Luther eingefügt hat.

Tatsächlich handelt es sich vielmehr um ein Zusammenspiel von Glauben (an Gott), Gnade (durch Gott), Schrift (mit dem Gesetz), Werke (durch Umkehr und gutes Tun) – und vor allem um das zentrale Element: Christus. Denn nur durch Jesus Christus ist der Weg offen, so wie es die Evangelien offenbaren. Daher ist Jesus das wichtigste.

Es ist also dieser Übersetzungsfehler mit dem Wort „allein“, der maßgeblich dazu beiträgt, dass man die Theologie des Paulus nicht auf Anhieb richtig versteht. Wenn man das „allein“ aus den entsprechenden Versen und Lehren entfernt, weil es nachweislich eine Übersetzungsfehlinterpretation ist, liest sich Paulus ganz anders. Man erkennt dann, dass er nie explizit befohlen hat, das Gesetz der Tora abzuschaffen. Damit wird auch die Gewissensfreiheit garantiert.

Ohne dem „allein durch“ klingt Paulus gleich ganz anders, wie man z.B. in Römer 7,12 im Vergleich mit Matthäus 5,18 feststellen kann. Plötzlich ist der Widerspruch weg, zumindest abgeschwächt.

Römer 7,12 Deshalb ist das Gesetz heilig und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.


Matthäus 5,18-19 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.


Jetzt gibt es noch jede Menge andere Vergleiche, wie zum Beispiel die Beschneidung die Paulus nie explizit verboten hatte und sie sogar für "sinnvoll" erklärte, siehe Apostelgeschichte 16,3 Timotheus war Heide. Aber auch Römer 3,1-2 könnte man nennen. Die Lehre, das man davon ausging, das ausschließlich die Beschneidung zur Rettung führt, ist eine weitere Fehlinterpretation, die so nicht in der Bibel steht. Paulus sagt hier vielmehr das eine Beschneidung viel nutzt, als fleischliches Zeichen sich zum Gott Israels zu bekennen, es geht also nicht darum, Jude zu werden, nicht darum einen Vorteil zu haben oder sonstiges. Es ist lediglich ein "freiwilliges" Zeichen, ein Akt das man sich auch fleischlich zu Gott bekennt. Nicht mehr und nicht weniger. Gleiches gilt für die alten Feste, Traditionen und natürlich auch den Sabbat. Aber das würde hier einfach den Rahmen sprengen.

So habe ich meinen Frieden mit der Thematik gefunden. Schäme mich dafür, wie ich in der Anfangszeit aus Unwissenheit gehandelt habe und bin erfreut darüber das man mich über den Heiligen Geist zur Besinnung brachte und zur tieferen Erkenntnis verhalf.

Ich sehe Paulus und sein Werk der heidenchristlichen Expansion nun als ambivalentes Werkzeug Gottes, aber nicht als unfehlbarer Apostel, der mit seinen Lehren hierarchisch über Jesus steht. Nicht Paulus und seine Lehren werden mich zurück zum Vater bringen, sondern Jesus allein! Und darauf baue ich meinen Glauben auf, auf Jesus!

Nachgedanken ...

Mit dem Schreiben dieses Blogbeitrags ist mir erneut deutlich geworden, wie schwer und teilweise kompliziert der Glaube sein kann. Gleichzeitig habe ich erkannt, dass man im Glauben kontinuierlich wächst. Diejenigen, die sagen, der Glaube sei so einfach wie ein Atemzug, sind zu bewundern. Vielleicht ist es tatsächlich leichter, wenn man gutgläubig ist und keine tiefgehenden Fragen stellt. Doch ich bin mir sicher, dass diejenigen, die sich auf eine philosophische und theologische Tiefe einlassen und Dinge hinterfragen, es nicht ganz so einfach haben. Das Misstrauen in uns, als sündhafte Menschen, ist einfach zu groß. Kann man ihnen das also verübeln?

Vielleicht liegt der wahre Lernprozess darin, Demut zu entwickeln, nicht vorschnell zu urteilen, aber trotzdem wachsam zu bleiben und das Fundament, so sicher es auch scheint, immer wieder neu zu hinterfragen. Die Mehrheit hat nicht immer recht … Siehe Matthäus 7,13-14

Mir ist vollkommen bewusst, dass es Geschwister geben wird, die meine heutige Position zu Paulus noch nicht teilen, selbst wenn ich ihn in Sanftmut toleriere. Letztlich handelt es sich um eine rein theologische Kontroverse, die bereits damals bestand und auch heute noch besteht. Aus Überzeugung gehöre ich zu denen, die in der messianischen Bewegung bei den Nazarenern und den Proselyten die ursprüngliche Urgemeinde und die authentische Originallehre Jesu sehen. Ich sehe sie nicht in der katholischen Kirche, die erst viel später entstand und sich nicht nahtlos über Petrus entwickelte. Historisch betrachtet gab es zwei Hauptzweige, wobei leider einer von ihnen aufgrund verschiedener Gründe weniger authentisch wurde.

Ich halte fest an den Lehren Jesu, bete regelmäßig und lasse mich vom Heiligen Geist führen. Ich bin dankbar für die Etappe und Episode auch wenn ich mich dafür schäme, die ich in der Anfangszeit durchlaufen habe, weil ich dadurch einen Teil an Demut gelernt habe und nicht mehr blind verurteile. Der Heilige Geist wirkt und zeigt die falschen Geister, die einem begegnen. Daher immer "alles" gründlich prüfen.

Lieben Gruß und Gottes Segen,
Marco :-)


Verfasst: 02.09.2025, 14:09 Uhr

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