Ein Blog über das faszinierendste Buch der Welt
In http://www.thh-friedensau.de/wp-content/uploads/DIALOG_4-2017_Einzelseiten.pdf fand ich auf den Seiten 2 und 3 den Artikel „Die Bibel als literarisches Kunstwerk“ von Christian Vogel.
Er gibt eine kurze Übersicht über diverse Stilmittel, die biblische Autoren bei der Abfassung ihrer Texte verwendet haben.
So schreibt er:
... Es scheint, als ob der Autor nur das erwähnt, was für seine Zwecke, also für die Botschaft, die er vermitteln möchte, relevant ist. Demnach sind die Informationen, die uns tatsächlich zur Verfügung stehen, sehr wichtig. Selbst kleine Details, die uns auf den ersten Blick überflüssig vorkommen, sollten wahrgenommen werden. ...
... Die biblischen Autoren wiederholen allerdings ganz bewusst bestimmte Wörter oder Phrasen, um damit etwas zu betonen. ...
... Wiederholungen helfen auch dabei, die Struktur eines Textes zu erkennen. Jeder biblische Text hat einen ganz bewussten Aufbau, die sogenannte Mikrostruktur ...
... Wörter, die sich im Text wiederholen, werden zu sogenannten Leitwörtern. Sehr oft geben sie einen Hinweis darauf, was der Autor sagen will. In der Geschichte von Kain und Abel (Gen 4) wird z.B. das Wort ‚Bruder‘ siebenmal wiederholt, um zu verdeutlichen, wie furchtbar das ist, was Kain hier tut – es ist sein Bruder, den er umbringt! ...
... Biblische Texte existieren nicht in einem Vakuum, sondern sind von den jeweiligen Autoren sehr bewusst in einen bestimmten Kontext gestellt worden. Deshalb ist es absolut notwendig, sich auch die Texte im Umfeld des zu studierenden Textes näher anzuschauen. Dies verhindert, dass der Text aus dem Zusammenhang gerissen und letztlich falsch interpretiert wird, was leider häufiger passiert als uns lieb sein kann. ...
... Die Bibel besteht aus verschiedenen Einzeltexten, die gemeinsam einen großen Text bilden. Die Bibel erzählt eine große Geschichte, auch Metaerzählung (engl. metanarrative) genannt, die in Genesis 1 beginnt und mit Offenbarung 22 endet. Wie bei jeder Geschichte ist es schwierig, spätere Teile zu verstehen, wenn man frühere Teile und vor allem auch den Anfang nicht kennt. ...
... Selbst in ein und demselben biblischen Buch wird auf vorherige Texte angespielt. Als Beispiel kann die Geschichte von Abram und Hagar in Genesis 16 dienen. Interessanterweise erinnern bestimmte Begriffe und Formulierungen in den Versen 2 und 3 den aufmerksamen Leser an den Sündenfall in Genesis 3. In beiden Fällen nimmt die Frau etwas und gibt es ihrem Mann (Gen 3,6; 16,3). Außerdem wird in beiden Geschichten erwähnt, dass der Mann auf die Stimme seiner Frau hört (Gen 3,17; 16,2). Obwohl das, was in Genesis 16 passiert, nie offen und direkt bewertet wird, finden sich somit dennoch subtile Hinweise im Text, die zeigen, wie das, was Abram und Sarai tun, einzuordnen ist. ...
Am Ende gibt es einen Hinweis auf seinen Blog:
www.imanfangwardaswort.wordpress.com
Dort kann man seine Gedanken noch ausführlicher lesen. In seinem ersten Beitrag schreibt er unter anderem:
... Dabei erhebe ich keinesfalls den Anspruch, die Bibel und die Art und Weise wie sie „funktioniert“ völlig zu verstehen. Ich bin selbst immer noch am Lernen (und hoffe, dass das auch so bleibt!), und es gibt Vieles, was ich (noch) nicht verstehe. Aber ich verstehe wesentlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Für mich ist das eine sehr spannende Erfahrung, eine Reise sozusagen, durch die ich mich wie nie zuvor in die Bibel verliebt habe – und in den Gott, der sie inspiriert hat. ...
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Das Heft DIALOG 4-2017 findet man inzwischen unter:
https://issuu.com/thhfriedensau/docs/dialog_4-2017_onlineausgabe