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Aussaetziges Blog

Aussaetzige
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Aussaetzige
59 Jahre
30159 Hannover

„Liebe braucht Zeit“, von Ingrid Zinnel

„Liebe braucht Zeit“, von Ingrid Zinnel - „Liebe braucht Zeit“,von Ingrid Zinnel,Trennung, „Stellen uns ein Paar vor, das Hand in hand durch den Tierkreis, vom Widder bis zu den Fischen spaziert: Die „Eroberung“ findet in den Zeichen Widder und Stier statt. Der männliche Teil des Paares – zumeist der Mann – sichert das Objekt seiner Begierde und sagt: „Zu ihr will ich!“ Er beginnt mit seinem Balzverfahren, der „Pfau“ schlägt Räder, die Konkurrenten müssen aus dem Weg geschlagen werden. Sein „Gegenstück“, im Stier zu finden, sitzt mit Glühwürmchen ähnlichen, lockenden Energien auf dem Barhocker und signalisiert: „Mir ist es recht, zumindest im Moment, dass du mich als Objekt siehst. Das wertet mich auf, macht mich wichtig.“ Die beiden lassen der erotischen Anziehung ihren Lauf und spielen das älteste Spiel der Welt. Er dringt in ihr „Revier“ ein, heute gehört sie ihm! Am nächsten Morgen können die beiden auseinander gehen (in der heutigen Zeit dies gang und gäbe) oder sie entscheidet sich für den nächsten Schritt in das Zwillinge-Prinzip hinein: „Wie heißt du eigentlich? Gib mir die Telefonnummer, ich rufe dich an.“ Macht nur einer der beiden diesen Schritt, wartet der andere (zumeist die Frau) vergeblich auf diesen Anruf. Gehen jetzt beide einen Schritt weiter, kommt es zu einem nächsten Treffen. Spiel Nummer eins wird durch Gespräche ergänzt. Man erzählt sich, was man so macht, wie man sein Leben verbringt. Geht das eine Weile so weiter und Begegnung eins und zwei werden immer intensiver und häufiger ausgelebt, entwickeln sich allmählich Gefühle, die über die körperliche Anziehung hinausgehen. Jetzt erreicht das paar Stufe vier: den Krebs. Nun beginnen die aus der Kindheit kommenden Zweifel. Die Emotionen überschlagen sich. Mag mich der andere wirklich, bin ich überhaupt liebenswert? „Wenn du mich nicht willst, dann will ich auch nicht!“ Trotz, Rückzug, Hoffnung, Anziehung, Beleidigt-Sein usw. wechseln einander ab. Die Begegnungen werden immer gefühlvoller, man erzählt von sich selbst, von früheren Beziehungen, lässt den anderen teilhaben am eigenen Innenleben. Auch hier geschieht es allzu oft, dass nur einer von den beiden diesen Schritt tut, um sich dann frustriert zurückzuziehen, da der andere „nur“ seinen Körper will. Erst wenn sich beide verlieben, schreitet das Paar weiter und gelangt auf das Feld fünf, das Löwe-Feld. Jetzt hüpfen die beiden Herzen! „Er/ sie meint – mich – nur mich!“ Aus der masse aller Menschen, hat er mich erwählt!“ Der rote Teppich wird ausgerollt, ein wunderbares (Ego-) Spiel beginnt. Jeder sieht nur das Beste am anderen, liebt das Einzigartige an ihm. Das vorherrschende Gefühl ist: „Wir sind etwas ganz Besonderes. Solch eine Liebe, wie die unsere ist noch nie da gewesen!“ Stolz stellt man sich neben den Partner und führt ihn Freunden und Bekannten vor, die Hoch-Zeit der Liebe! Man zieht zusammen, heiratet oder definiert sich zumindest als Paar – als ein Ich. Wie lange auch immer diese Phase währt (neun Monate bis maximal 3 Jahre), zu Ende geht sie (leider!) auf jeden Fall. Das sechste, das Jungfrauenfeld wird erreicht. Zumeist beginnt es ganz harmlos: „Ich habe dir schon so oft das Frühstück gebracht, jetzt bist du an der Reihe!“ „Dafür habe ich dir dieses oder jenes als Ausgleich geboten. Du aber..“ Wo ist die Anerkennung, der rote Teppich geblieben? Das Prinzip der Jungfrau ist das Prinzip des Ausgleichs und der Anpassung. Die Beziehung wird ernster, es wird um Gerechtigkeit und Gleichheit gerungen. Der andere soll nicht mehr vom Kuchen der Liebe bekommen als man selbst. Genau betrachtet brauchen es diesen Ernüchterungs- und Anpassungsprozess, damit eine Beziehung überhupt möglich ist. Er lässt die wellt wieder realer erscheinen. Beide versuchen zu einer vernünftigen Alltagsregelung zu kommen. Vielen Menschen ist dieser Prozess zu mühsam. Sie springen lieber aus der Grauzone heraus, zurück auf Feld fünf und verlieben sich aufs Neue. Unser Paar jedoch übersteht diese schwere Ernüchterungsphase und wagt sich vor auf Feld sieben: die Waage. Nein, besser gesagt, das Zusammenleben schiebt sie auf das nächste Feld und stößt sie damit auf eine ganz einfache, banale Tatsache, die jedoch eine große Tragweite hat: „Du bist nicht ich, du bist anders als ich“ Da hilft auch keine Anpassung. (Es gibt allerdings Menschen, die dies nicht wahrhaben wollen und solange wie möglich unter einer enormen Anpassungsanstrengung auf Feld sechs bleiben.) Mit dieser einfachen und doch bis ins Mark erschütternden Erkenntnis beginnt nun endlich das, was wir Partnerschaft nennen. Ich bin einem part (engl. Part = Teil) von MIR begegnet, den ich nicht (mehr?) in mir trage, den ich quasi nach außen abgegeben habe und der mir nun – Mensch geworden – entgegenkommt. Dem Mann kommt die Frau entgegen, dem Ruhigen der Laute, dem Geizigen der Verschwender, dem Sesshaften der Nestflüchter usw. Hier erst stellen wir fest, dass es die Gegensätze waren, die maßgeblich an der Anziehungskraft beteiligt waren. Die Ähnlichkeiten und zueinander passenden Charakterfelder sind die äußeren Puzzleteile der Beziehung, die bis dahin den Blick auf das Wesentliche, das Innere verstellt haben: Ich bin (gottlob!) nicht wie du. Und doch sind wir beide ein paar, gehören zusammen wie Tag und Nacht, wie die zwei Seiten einer Medaille. (Dass jeder von beiden die bessere Hälfte ist, versteht sich von selbst!) Ausgerechnet in der Waage, dem Prinzip, das seit Alters her in der Astrologie für Beziehung steht, wird uns bewusst, dass wir erst am Anfang stehen. Jetzt müssen wir feststellen, wie weit entfernt der Andere von uns, von unserem Ich, von unseren Werten, Wünschen und Bildern. Ist. Hier entstehen die meisten Scheidungswünsche und Scheidungen mit der folgenden Erkenntnis: Wir passen nicht zusammen.
Wie kann der Mensch es schaffen – und es ist die eigentliche Aufgabe der Waage – mit dem Fremden, dem Andersartigen zu harmonieren? Er hat seine Ergänzung gefunden. Jetzt ist es an der Zeit, sich wirklich mit ihr, mit seiner anderen (von ihm aus gesehen dunklen) Seite zu verbinden.
Bewusst oder unbewusst hineingezogen, im achten Feld, im Prinzip des Skorpions, beginnt nur allzu oft die so genannte Beziehungshölle. Menschen, die sich das niemals vorstellen konnten, bleiben wie angewurzelt in unguten, unbefriedigenden Situation stehen. Wie angebunden an den Partner (der hier zum Feind wird) verharren sie in dunkle Machtgedanken und Machenschaften verstrickt. Außenstehende raten zur Trennung. Die beiden möchten fliehen, doch weit kommen sie nicht. Wie an einem unsichtbaren Gummiband zieht er sie zurück zum „Feind“. Niemals ist die Vermählung mit dem Schatten deutlicher spürbar als hier im Skorpion, dem Prinzip der Verstrickung und der Abhängigkeit. Nicht viele Partnerschaften überleben den Gang durch die Unterwelt. Müde schleppen sich die Egos zum Ausgang der „Hölle“, im festen Glauben, der andere habe ihnen das angetan. Sie bleiben Feinde. Schade, denn es dauert lange, bis wir mit dem nächsten Partner diese Erfahrung wiederholen können.
Erst im neunten Feld, dem Schütze-Feld, öffnet sich der Sinn für das Vergangene. Das Symbolon darf sich schließen. Der „ausgelagerte“ dunkle Teil ist zum Licht geführt worden. Der Frosch ist geküsst, das Paar hat sich in Ebenbürtigkeit und Gleichheit gefunden. Im neunten Feld herrscht der Friede der gegenseitigen Anerkennung. Das Paar hat der Beziehung einen Tempel gebaut, in dem es (endlich!) nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander den Weg zu gehen vermag. Viele ältere Paare erscheinen einander auf eine berührende weise ähnlich. Man sieht, dass sie die Kämpfe hinter sich haben, dass sie umeinander wissen. Jetzt können sie sich auf etwas Drittes, auf eine Aufgabe konzentrieren. Sie werden im zehnten Feld, dem Steinbock, vom Schicksal in den Dienst genommen. Das bedeutet nicht, dass sie für andere da sein und Lehrer werden müssen. Es reicht völlig aus, dass sie für sich etwas erfahren haben, dass größer ist, als sie selbst. Damit sind sie Vorbild und Wegweiser für die Nachkommen. Sie selbst brauchen einander nicht mehr, der Magnetismus hat sich entladen. Sie fühlen sich frei und sind damit auf dem elften Feld, dem Wassermann-Feld angelangt. Dort gibt es im üblichen Sinn keine Beziehung mehr. Niemand zieht mehr am anderen. Man kann zusammenbleiben oder auseinandergehen. Beides ist gleich gut gleichwertig. Die beiden Menschen halten einander nicht mehr fest. Der Beziehungsraum ist geöffnet, die Liebe darf eintreten. Erst jetzt, erst hier im zwölften Feld der Fische können wir von Liebe sprechen. Von der Liebe, die nicht bindet, die nichts verlangt und nichts festhält. Eine Liebe die fließt, fließt über auf alle Menschen. Gelernt hat das Paar miteinander, gegeneinander, voneinander. Nur gemeinsam konnten sie hierher gelangen. Denn wer nicht mit dem einen zurechtkommt, kann kaum glauben, mit allem eins zu werden (und doch ist dies ein weit verbreiteter Irrtum). Hier im zwölften Prinzip löst sich die auf Subjektive bezogene Liebe auf, um emporgehoben zu werden zum Größten: der chymischen Hochzeit, der Verbindung der beiden Pole. Und doch war ganz am Anfang schon alles vorhanden.
Soweit der Spaziergang eines Paares durch den Tierkreis. Wie schon beschrieben, hat jeder Mensch die Möglichkeit, an jeder beliebigen Stelle des Weges auszusteigen, sobald ihn die Aufgabe langweilt, der Partner zu anstrengend bzw. der Weg zu mühsam wird. Heute in der Zeit der „Wegwerfbeziehungen“ gibt es sicherlich mehr Anfänge als früher, als Mann und Frau aufeinander angewiesen waren und es mehr Ver- und Gebote gab, die einen festen rahmen vorgaben, dem sich zwei Menschen verpflichten mussten. Ich weiß nicht, ob die Beziehungen deswegen besser waren. Es ist immer möglich, innerlich auszusteigen und dabei die äußere Form zu wahren. Vielleicht ist die heutige Zeit einfach nur ehrlicher geworden. Dennoch finde ich es schade, dass teilweise eine Art „Beziehungsausverkauf“ stattfindet, und dass die (scheinbare) Austauschbarkeit von Partnern eine Vertiefung der Seelengeschichte nicht zulässt. Am geschilderten archetypischen Verlauf können wir sehen, dass wir Zeit und Ausdauer brauchen, um wirklich sehen zu lernen. Solange wir den „Schatten“ nicht in die Arme schließen können, wird er uns wieder und wieder begegnen. Es ändert sich nichts, dass er jeweils – zu Beginn – ein anderes Gesicht hat. In jedem Menschen, dem wir die Hand reichen, berühren wir immer einen Teil von uns selbst."


Verfasst: 23.12.2015, 23:01 Uhr

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